Balkonien Reloaded

Benj findet Nachahmer

Vor zwei Jahren durften wir bereits einmal am Innenhoffest des Dapplesweg in Bern über die Köpfe der Anwohner und Gäste balancieren (hier geht es zum Blogeintrag). Nachdem es letztes Jahr leider nicht geklappt hatte, konnten wir Tom Hofmann dieses Jahr wieder motiviert zusagen!

Wir kreuzten also Nachmittags voller Elan bei Tom auf und erhielten Zugang zu zwei Treppenhäusern, welche ungefähr 54m jungfräulichen Luftraum zwischen sich hatten. Die Schikane vom letzten Jahr mit Balkonumschlingungen und Denkmalgeschützten Säulen wollten wir nicht noch einmal in Angriff nehmen. Also Treppenhausen, statt Balkonien.

Blick aus dem Fenster am Anker
Blick aus dem Fenster vom Anker aus

“Easy… gemütlich aufbauen und dann sind wir schon bald auf der Highline am üben bevor der Abend kommt.” – so lautete zumindest der Plan. Da das eine Fenster ein gutes Stück tiefer war als das andere, wurde Benj noch einmal geschickt um einen kleinen ‘A-frame’ zu holen (ein Rahmen aus Holz um die Line zu erhöhen), während Reto aus Zürich, Jonas und ich eher gemächlich die Line locker aufhängten und die beiden Verankerungen provisorisch durch die Treppenhäuser fädelten: Oben ins Fenster rein, einen Stock tiefer wieder raus und dann noch ganz viel Teppichresten darum damit auch nichts zu fest reibt. Es verlief alles relativ reibungslos, einzig Benj liess auf sich warten. Schwer zu sagen wo er sich genau befand. Er durfte auf dem Weg zum Holzrahmen eine Demo der UNIA umfahren. Die Umfahrung wurde dann noch durch einen zu hohen Lastwagen verziert der diverse Schilder neben dem Kurzparking demolierte, wodurch ein Grossteil des Verkehrs im Zentrum von Bern einen kleinen aber Zeitintensiven Umweg durch das eigentliche Kurzparking machen durfte, inklusive der Ticketbarrieren.

Viel später, als Benj endlich eintraf, mühte er sich zusammen mit Reto ab den Frame gescheit auf dem Fenstersims zu positionieren, während ich Jonas versicherte, dass die Holzklötze auf unserem Fenstersims sicherlich nicht herunterfallen können, auch nicht bei einem Versagen der Mainline, da ich sie ja an den Anker zurückgebunden hatte. Meine Prognosen und Vorschläge waren an jenem Samstag nicht besonders gut kalkuliert…

Gruppenfoto nach den ersten gelungenen Shows
Gruppenfoto nach den ersten gelungenen Shows

Als Jonas mit seinem highslide die Line ein wenig belastete und noch ein paar bounces obendrauf legte, passierte nichts, die logische Schlussfolgerung meinerseits war: “Hey Jonas, mach mau e Leashfall, dann sehen wir gleich ob der Rahmen hält…” – “okey”. Nach dem vertrauten Klicken des Hangovers und dem Geräusch mit dem die Line das volle Körpergewicht aufnimmt, gesellte sich ein uns bisher unbekanntes Geräusch vom A-frame dazu, der sich scheinbar vor lauter Überraschung schnell auf dem Fenstersims hinlegen musste… Er hielt dem Druck nicht stand. Tja, dann bauen wir eben noch einmal neu auf, ohne A-frame und ein wenig schräge. Beim zurückrollen stellte Jonas dann auch noch fest, dass sich unser Anker unter dem etwas plötzlichen Spannungsverlust verschoben hatte und die Holzklötze am Fusse des Treppenhauses lagen. Mit ein wenig Durchhaltewillen bauten wir die Anker noch einmal neu auf, ich sicherte die Klötze zusammen mit Jonas geradezu fachmännisch und wir waren im nullkommanix (vergleichsweise…) wieder startklar.

Jonas durfte bei seinen ersten Schritten die moralische Unterstützung einer süditalienischen Folklore Band geniessen, die ihre Instrumente für den Soundcheck abrupt, gleichzeitig und mit viel Enthusiasmus erschallen liess. Wenig begeistert versuchte er sich nicht irritieren zu lassen. Wenig später schlug er mir vor die Line “Soundcheck” zu nennen, da ich sie nach ihm erfolgreich begehen konnte. Als Benj fand, dass man Jonas Abenteuer mit dem A-frame eigentlich auch als Soundcheck betrachten konnte, war der Name gesetzt.

Der Rest des Abends war eine wunderschöne Mischung aus guter Musik, gutem Essen, guten Leuten, schönen Lichterketten und einer unschlagbaren Stimmung auf der Line über der Süditalienischen Band, welche ordentlich Feurige Musik machte. Gerade die Begehungen in der Dämmerung und Nacht waren eine Herausforderung, speziell beim Surfen und unweigerlichen herumtollen angetrieben durch die ganze Energie aus dem darunterliegenden Fest. Nächstes Jahr gerne wieder, wir müssen uns noch überlegen wie wir einen draufsetzen können. Die Details vom Aufbau sind für einmal fein säuberlich notiert, auf das wir nächstes Jahr für einmal schnell fertig werden.

Geschrieben von Marc

[foogallery id=»1667″]